Jan-Phillip Sendker

HNA 06_10_2021

1960 in Hamburg geboren, wusste Jan-Philipp Sendker schon mit dreizehn Jahren, was er einmal werden wollte: Schriftsteller nämlich, so schrieb er es in einen Schulaufsatz. Gleich nach dem Abitur begann er zu schreiben, woraus nicht so recht etwas werden wollte. In Paris versuchte er sich mit einem Studium der französischen Sprache, bevor er nach Deutschland zurückkehrte und lange Jahre als freier Journalist arbeitete. Als Auslandskorrespondent lebte er längere Zeit in Amerika und Asien. Der Kindheitstraum der Schriftstellerei erfüllte sich schließlich im Jahr 2002. „Herzenhören“ verkaufte sich zunächst kaum, wurde aber nach der Übersetzung in 25 Sprachen plötzlich ein Bestseller – sogar in Amerika, einem für deutsche Verhältnisse eher schwierigen Markt. Jan-Philipp Sendker arbeitet heute als freier Autor und lebt mit seiner Familie in Potsdam.

von Annemarie Stoltenberg

Sendkers neuer Roman spielt wieder in Südostasien.Die Hauptfigur ist ein 18-jähriger Junge namens Niri, der unter großem Druck steht. Gleich zu Beginn sagt er, dass ihm nicht mehr viel Zeit bliebe, es sei nur eine Frage von Stunden, bis er und offenbar auch seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden werden. Wie er in diese große Gefahr geraten ist, wie er zum Helden wider Willen wurde, davon wird er dann erzählen.

“Das ist ein fiktives Land, in diesem Fall angesiedelt in Südostasien, also vielleicht eine Mischung aus Burma und Thailand. Aber ich wollte das nicht so direkt zuordnen, weil es eine ganz universelle Geschichte ist, die eigentlich in ganz vielen Teilen der Welt spielen kann. Mir hat es geholfen, das in Südostasien anzusiedeln, weil ich mich da einfach sehr gut auskenne. Ich konnte keine Recherchereise machen wegen Corona und konnte einfach jetzt aus meinem 30-jährigen Fundus an Reise-Erfahrungen schöpfen”, erklärt der Autor.

Jan-Philipp Sendker thematisiert soziale Ungerechtigkeit

Bisher haben Niri und seine Familie gut leben können als Hausangestellte einer wohlhabenden Familie. Niri war eine Weile sogar befreundet mit Mary, der Tochter des Hauses, was von den Eltern dann streng unterbunden wurde. Doch als eine Epidemie ausbricht, werden Vater und Mutter entlassen.

Niris Familie lebt jetzt in bitterer Armut, praktisch in Obdachlosigkeit, und der Vater, ein strenggläubiger Buddhist lehnt jede Form halblegaler Beschaffung von Nahrungsmitteln ab, selbst wenn seine Tochter nachts bitterlich vor Hunger weint.

Sein Sohn Niri überschreitet die Grenzen, die ihm durch die religiöse Moral des Vaters gezogen wurde und wird zum Dieb. Durch eine streng abgeriegelte, gesperrte Stadt gelangt er zur Villa der früheren Arbeitsgeber und begegnet dort Mary. 

Sein Sohn Niri überschreitet die Grenzen, die ihm durch die religiöse Moral des Vaters gezogen wurde und wird zum Dieb. Durch eine streng abgeriegelte, gesperrte Stadt gelangt er zur Villa der früheren Arbeitsgeber und begegnet dort Mary. 

“Die Pandemie ist in diesem Buch nur der Auslöser der Geschichte. Die Pandemie ist nicht der Inhalt der Geschichte, sondern es geht um die soziale Ungerechtigkeit. Es geht um die Verwerfungen und es geht einfach auch um den Mut aufzustehen und sich zu wehren gegen Ungerechtigkeit. Es ist natürlich auch eine Liebesgeschichte. Zwei Menschen, die merken in der Not, dass sie gar nicht anders können als sich zu vertrauen und dann tatsächlich unglaubliche Dinge bewegen können”, sagt Sendker.

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